Sonntag, 30. Juli 2017

Lautlose Nacht


Autorin: Rosamund Lupton     

 

Yasmin, die britische Physikerin reist Ende November mit ihrer zehnjährigen, gehörlosen Tochter Ruby nach Alaska um sich mit ihrem Mann Matt zu treffen, der dort einen Dokumentarfilm dreht. In Fairbanks wird Yasmin mitgeteilt, dass ihr Mann weit oben am Polarkreis, im kleinen Dorf Anaktue bei einer Brandkatastrophe ums Leben gekommen sei. Sie ist jedoch überzeugt, dass Matt am Leben ist und ihre Hilfe braucht.

Die Wetterprognosen sind schlecht, ein aufkommender Schneesturm macht es unmöglich mit einem Flugzeug in den Norden zu fliegen. Es verbleibt nur der Dalton-Highway und der Trucker Adeeb Azizi ist bereit die beiden mitzunehmen. Bei eiskalten Temperaturen starten die drei auf eine lange, beschwerliche Reise.

Ruby teilt mit beiden Eltern die Gebärdensprache. Die Mutter ermutigt ihre Tochter jedoch immer wieder zum mühsam erlernten Sprechen mit ihrer Stimme, die sie selbst nicht hören kann. Vom Vater hat sie den Umgang mit ihrem Notebook gelehrt. Dieses Gerät ist für sie ein ganz wichtiger Bestandteil geworden, aber nun ist auch der Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen.

Beim Zwischenhalt an einer Tankstelle erleidet Adeeb einen Zusammenbruch und wird von anderen Truckern nach Fairbanks zurückgefahren. Kurzentschlossen entwendet Jasmin den Truck und setzt die Reise allein mit Ruby fort. Eisige Kälte herrscht und ein Orkansturm droht, Ruby erhält auf ihrem Notebook Mails mit Fotos von toten Tieren und seit längerer Zeit werden die beiden von einem Tanklaster verfolgt. Hilfe ist nicht zu erwarten…

Die feine Kommunikation zwischen Mutter und Tochter, die riesigen Dimensionen Alaskas, die Naturbetrachtungen und der Glaube daran, das Matt am Leben ist, lassen den Leser fast vergessen, wie unwirklich diese verrückte Fahrt ist.

Das die Brandkatastrophe in Anaktue mit den riesigen Erdölvorkommen der USA im Norden Alaskas einen Zusammenhang hat, macht den sehr spannenden und eindrücklichen Roman zum Schluss auch zu einem Umweltbericht.

 

Rosamund Lupton studierte in Cambridge, arbeitete als Literaturkritikerin und schrieb zahlreiche Drehbücher für Film und Fernsehen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in London.

Mittwoch, 12. Juli 2017

Lesen Sie gerne dünne Bücher?



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Jean-Philippe Blondel

Die Liebeserklärung, Roman


Im Mittelpunkt dieses dünnen Bändleins steht der 27-jährige Corentin. Er arbeitet im Fotogeschäft seines Patenonkels Yvan. Woche für Woche ist Corentin unterwegs, um Hochzeiten zu filmen. Diese Feste werden sehr aufwändig gefeiert und die Aufgabe, von A bis Z alles auf Film zu bannen, ist nicht einfach. Der Hochzeitsfotograf ist wegen der Nähe zu den Menschen auch den Konflikten einer Familie ausgesetzt. Yvan äussert sich seinem Neffen gegenüber: ….all die Sticheleien, Vorwürfe und Feindseligkeiten, die man hinter der Kamera mitkriegt, das geht einem gewaltig auf die Nerven, auf jeden Fall nimmt es einem die Lust, auf der anderen Seite des Objektivs zu sein, und das hat zur Folge, dass man, nun ja, in seinem Leben auf der Stelle tritt. Aber untersteh dich, meinem Beispiel zu folgen, Corentin!

Corentin führt kein besonders glückliches Leben. Er wird regelmässig von seinen Freundinnen verlassen und eigentlich ist er auf der Suche nach der richtigen Beziehung. Was er aber unter der Oberfläche der Hochzeitsfeiern sieht, raubt ihm das Interesse und die Vorfreude darauf, selber in den Stand der Ehe zu treten. Doch bereits nach wenigen Seiten des Romans kommt es zu einer Wende. Bei einer Hochzeit bittet die Braut Corentin, ihr an einen ruhigen Ort zu folgen. Aline will als Überraschung für ihren Ehemann ein Liebesbekenntnis aufnehmen. Sie macht ihrem Angetrauten keine romantische Liebeserklärung. Nein, sie führt nüchtern aus, was sie unter einer echten Partnerschaft und ehrlicher Liebe versteht. Alines Worte beeindrucken Corentin sehr. Er nimmt sich vor, in Zukunft Freunde, Verwandte und Bekannte vor der Kamera über Gefühle sprechen zu lassen und zu offenbaren, worum es im Leben geht. So erfährt er Verborgenes, Wahres, Überraschendes und viel Spannendes über echte Gefühle. All diese Geständnisse helfen Corentin, seinen eigenen Weg zu finden.

Jean-Philippe Blondel erzählt klug, poetisch und charmant. Er macht feinsinnige und liebevolle Personenbeschreibungen.

Ein wunderschönes Buch vom französischen Meister der Kurzromane.