Benedict
Wells
Roman
Diogenes
Der
Roman erzählt eine fiktive Familiengeschichte.
Liz,
Martin und Jules erleben zusammen mit ihren Eltern eine behütete und glückliche
Kindheit. Anfang 1984 verreist das Ehepaar Moreau für ein Wochenende. Die damals
elf-, vierzehn- und fünfzehnjährigen Kinder bleiben mit ihrer Tante zu Hause.
Am Sonntagabend albern sie herum, necken einander und spielen das Brettspiel „Malefiz“.
„Etwa zur gleichen Zeit stiegen meine Eltern
in ihren gemieteten Renault, um unsere Grossmutter in Berdillac zu besuchen.
Währenddessen setzte sich eine junge Anwältin in ihren Toyota. Sie war in
Montpellier zu einem Abendessen verabredet und wollte pünktlich dort sein. Ihr
Wagen brach auf der nassen Fahrbahn aus und geriet auf die Gegenspur, wo er mit
dem Renault meiner Eltern zusammenstiess. Zwei Menschen waren sofort tot. Die
junge Anwältin überlebte nur knapp.“
Die
Geschwister sind mit einem Schlag Waisen und nichts ist mehr, wie es früher war.
Statt aufgehoben in ihrer Familie müssen sie nun in einem Internat leben. Die
Hauptfigur Jules schildert die erste Nacht an diesem neuen Ort. „Ich gehe mit dem Koffer den kahlen, mit
Linoleum ausgelegten Gang entlang, der nach Essig riecht, an der Seite des Erziehers…………Als
ich in meinem neuen Bett liege, denke ich an meine Eltern und an meine
Geschwister, die in der Nähe sind und trotzdem ganz weit weg, und ich weine
nicht, nicht eine Sekunde.“
Die
Zeit im Internat wird für alle sehr prägend. Die Kinder sehen sich nicht mehr
häufig, alle müssen einen eigenen Weg finden. Liz, die wilde junge Frau, wird
ruhelos und suchtanfällig. Sie führt ein chaotisches Leben und ist unfähig, sich
auf eine feste Beziehung einzulassen. Martin verkraftet die Situation am Besten.
Viele Jahre später wird er für seinen jüngeren Bruder Jules eine wichtige
Stütze. Jules war früher ein aufgeweckter und mutiger Draufgänger. Im Internat
wird er nach und nach zum Aussenseiter. Er ist verletzlich und zieht sich immer
mehr zurück. Er kämpft sehr, um den Verlust der Eltern zu überwinden. Nach
Wochen wird ein rothaariges Mädchen zu seiner Vertrauten. Aber auch Alva hat
etwas Schlimmes erlebt. Nach der Schule verlieren sich Jules und Alva aus den
Augen. Erst lange Zeit später findet Jules den Mut, nach Alva zu suchen und
sein Leben nimmt eine neue Wendung.
Der in
München lebende deutsche Autor Benedict Wells legt mit „Vom Ende der
Einsamkeit“ bereits seinen vierten Roman vor. Mit seiner klaren und präzisen
Sprache gelingt es ihm, eine unaufgeregte, melancholische Stimmung zu erzeugen.
Als erst 32-Jähriger hat er bereits ein feines Gespür für die Seelenzustände
seiner Protagonisten. In siebenjähriger Arbeit verdichtete er das ursprünglich
800 Seiten umfassende Buch auf 350 Seiten. Der Roman ist mit Tiefe und
Leichtigkeit zugleich erzählt und macht trotz der Schwere des Themas Mut und
Hoffnung.
Eine
Randbemerkung zum Schluss: Die Mutter von Benedict Wells ist in Luzern
aufgewachsen. Benedict verbrachte mit seiner Familie oft die Ferien im
Eigenthal. Für den jungen Autor war darum klar, dass das kleine Dorf am Fuss
des Pilatus der Schauplatz für den Teil des Romans ist, der in den Bergen
spielt.
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